…by the way…
Kunst ohne Kunstrahmen
Die Kunst im öffentlichen Raum hat sich heute (wieder) zu einer der wichtigsten Begegnungsebenen und damit zu einem der bedeutendsten Kommunikationsinstrumente im gesellschaftlichen Bereich entwickelt.
Dies deshalb, weil diese Kunst als Teilsystem der Kultur ihre Sprache, ihre Zeichen und Handlungen an wirtschaftliche, politische, soziale, aber auch architektonisch-städtebauliche Situationen adressiert; weil diese Kunst nicht in speziellen, ein ums andere Mal gewollt hermetisch ausgerichteten Räumen, sondern im alltäglichen Lebensraum der Menschen auftauchte. Entgegen der aus der Vergangenheit bekannten, bisweilen bis in die Gegenwart verlängerten Muster, zum Beispiel Monumente, Denkmäler, Büsten oder Fußgängerzonen-Skulpturen aller Art zu produzieren, setzen sich Künstlerinnen und Künstler gegenwärtig mit neuen Themenfeldern auseinander. Diese sind durch ein hohes Maß an Flexibilität ausgezeichnet, durch ein Aufgeben des elitären Kunstbegriffs ebenso wie durch die Einsicht, dass es nicht genügt, Skulpturen aus dem Atelier in einen x-beliebigen Freiraum (frei von tatsächlich öffentlichen Bezügen, frei von einem herausfordernden Potenzial?) zu stellen. Nicht nur die große Dimension, und wenn, dann nur vordergründig, entscheidet über die Wirkung eines Kunstwerks. Das künstlerische Infiltrieren in den urbanen Alltag, ob in homöopathischen Dosierungen oder mit der spitzen Nadel, zählt heute zu einer effizient eingesetzten Methode, um im öffentlichen Raum, vielleicht nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, Position zu beziehen.
Neben dem Ausloten der Rezeption einer unmittelbaren, direkten Begegnung mit künstlerischen Zeichen, Interventionen, Handlungen außerhalb der traditionellen Kunsträume, außerhalb des oft zitierten „White Cube“ ist ein unmittelbarer Anlass, Anmerkungen zu diesem Thema zu machen, ein oft radikaler Paradigmenwechsel, der sowohl auf der Produktions- als auch auf der Rezeptionsebene aktuell seinen Niederschlag findet.Seit den 1930er Jahren etablierte sich europaweit unter dem Begriff Kunst am Bau eine eigene Rubrik inner- halb der bis dahin bekannten künstlerischen Sujets. An die Stelle der jahrzehntelang geübten Praxis, mindestens ein Prozent der Bausumme öffentlicher Bautätigkeit für die „künstlerische Ausgestaltung“ der Architektur bzw. eines damit verknüpften neu entstandenen Umraumes zu verwenden, werden öffentliche Gelder, die in Zusammenhang mit der Bautätigkeit (Hochbau, Tiefbau, Straßen, Brücken etc.) stehen, oft in einen Fond eingezahlt, aus dem heraus eine große Zahl von unterschiedlichsten Projekten umgesetzt werden kann. Das heißt, dass das künstlerische Projekt nicht mehr an ein bestimmtes Bauwerk gebunden ist.
Wohl einige der wichtigsten Neuerungen sind in der Steiermark seit Herbst 2006: die Möglichkeit temporäre Aktivitäten zu setzen und Künstler/innen aufzufordern Vorschläge in den Gemeinden im Land entsprechend auszuarbeiten.Um zusätzlich eine kontinuierliche künstlerische Linie, auch mit internationaler Beteiligung, zu entwickeln, die wissenschaftliche Aufarbeitung vorzunehmen und eine zentrale Anlaufstelle zu sein – dazu wurde nach der Veränderung der Bedingungen das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark gegründet. Ausschließlich alle Konzepte werden einem Fachbeirat übermittelt, der Empfehlungen oder Nicht- Empfehlungen für die Umsetzung der Einreichungen ausspricht. Das Institut versteht sich aber auch als Vermittler zwischen den veränderten Ansprüchen der Künstlerinnen und Künstler und den oft in der Tradition verhafteten Erwartungshaltungen der Gemeinden und des Publikums. So muss ausdiskutiert werden, dass die Orte nicht einer Behübschung unterzogen werden sollen, dass nicht weitere Möblierungen, diesmal von der Kunst gestellt, vorgenommen werden, sondern dass vielfältige Aktionen ein gemeinsames Ziel haben, nämlich Fragen aufzuwerfen, Diskussionen, über die Kunst hinaus unterschiedliche Lebenssituationen betreffend, in Gang zu setzen.
Oft sind es Handlungen gegen das nicht selten einseitige Regelwerk des öffentlichen Raums, gegen seine Degradierung zu einem reinen Wirtschaftsforum oder einer bemühten und standardisierten Event-Arena. So werden die Kernpunkte dieses zeitgemäßen Vorstoßes in den Passanten-Alltag aus den inhaltlichen Mitteln der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur gespeist. In der immer stärker verdichteten visuellen Zeichenhaftigkeit, die unsere (?) urbanen Räume bestimmt, kulminiert ein Überlagerungsvorgang, der beide Schichten – die der Alltagsästhetik und die der Kunstästhetik – aktiviert und auf der Ebene eines spannenden und zur Irritation sowie zur Meinungsbildung herausfordernden Differenzierungsphänomens als Methode in den künstlerischen Gestaltungsmodus Eingang finden kann. Das Potential des künstlerischen Textes – als Grundmuster jedes Gestaltungsvorgangs – erweitert sich im reflektierten öffentlichen Raum weniger aus sich heraus, sondern vielmehr um die vielfältigen und unterschiedlich disponierten Texte der ästhetischen Standards.
Diese setzen sich heute aus einer Unzahl von visuellen Informationen wie Nachrichten, Produktgestaltungen, urbanen Strukturen, (Re)Präsentationsformen, grafischen und räumlichen Ausstattungen und logokultureller „Dekoration“ zusammen. Wenn wir die gesellschaftliche Relevanz einer Kunst im öffentlichen Raum als „Kunst im öffentlichen Interesse“ (Arlene Raven) bezeichnen, dann bildet dieser Begriff die seriöse Basis für einen ernsthaften Umgang mit dem aktuellen Thema im nichtinstitutionellen Raum. Allerdings hat diese Basis, wie die Erfahrungen zeigen, nach wie vor fast ausschließlich innerhalb des Systems Kunst ihre Gültigkeit. Nach außen, in das weite Feld der Passant/innen, kann nicht immer im gewünschten Ausmaß transportiert wer- den, dass einzig über künstlerische Zeichensetzungen eine nicht von Politik, Medien und Werbung vordefinierte Meinungsäußerung öffentlich zu erfahren ist und sich daher das Interesse des oft unfreiwilligen Publikums verdient.
Im Spiegelbild der Machtverhältnisse im öffentlichen Raum können wohl der Markt, das Marketing, das Tourismusmanagement, die Politik dem Produkt, nicht aber kann das Produkt diesen genannten, bedauerlicherweise nicht ganz so unterschiedlichen Interessen ausgeliefert werden. Jenseits von Quoten auf der einen, aber auch von reinen Provokationsspekulationen auf der anderen Seite liegt das Kapital in der Aufbereitung einer Kommunikationsebene, die – das werden Wirtschaft und Politik begreifen lernen – ihre Zinsen trägt. Wenn von einem Paradigmenwechsel die Rede war, dann sollen einige Beispiele verdeutlichen, was zurzeit State-of-the-Art ist. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang künstlerische Pionierarbeiten, wie etwa die von Jenny Holzer. Bereits 1982 tauchte auf dem riesigen Screen am New Yorker Times Square unter den üblichen LED- Ankündigungen der Satz Protect me from what I want auf, die Diktion der alltäglichen Informationen war für einen kurzen Moment unterbrochen. In diesem Zusammenhang sei an die gegen die Sprache gerichtete Brachialgewalt der Werbetexter erinnert. Immer öfter treten Wortspiele auf den Plan, die sogar die klassischen Kalauer übertreffen. Innerhalb dieser Strukturen scheinen die Plätze verteilt zu sein: In allen Zeitungen, in allen Fernsehprogrammen, in allen Straßen und auf allen Plätzen dominieren die banalen Lockrufe der Wirtschaft und der Politik. Wer Anstoß daran nimmt, kann sich aus dem öffentlichen Raum in die Museen oder Kunsthäuser, in die Bibliotheken oder auf den Eigenbestand von Büchern zurückziehen.
Man muss hier nicht mehr die Frage „Wem gehört der öffentliche Raum?“ stellen – diese Entscheidung ist längst gefallen. Er wurde in erster Linie von der Werbeindustrie, aber auch von der Politik, in einem Maß in Besitz genommen, das die visuelle und geistige Bewegungsfreiheit der Passantinnen und Passanten extrem einschränkt. Auch wenn uns diverse Ruheplätze, ob natürliche oder aus der Retorte geformte, zur Verfügung gestellt werden, auf dem Weg dorthin begleiten uns die freundlichen Grüße der Gemeinde als ihr Leistungsbeweis ebenso wie die herzlichen Glückwünsche etwaiger Sponsoren. Greifen wir, weil wir schon beim Text sind, ein aktuelles Beispiel für veränderte methodische Verfahren, auch mit anderen Gestaltungsmitteln, heraus. Das Arbeiten mit Bild und/oder Text hat sich vornehmlich in den 1990er Jahren unter deutlich artikulierten Prämissen gezeigt: Der Vormarsch der Bildstrecken in den Printmedien, später in den Online-Portalen, der sowohl statistisch aufgelistet sowie von Werbefachleuten und von Kunsttheoretikern beschrieben und analysiert wurde, hat für einige Zeit die Bedeutung des Textes, bevorzugt im öffentlichen Raum, in den Hintergrund treten lassen.
Beispiele aus der steirischen Praxis
Ein (temporäres) Projekt wie TextBild MMIX zieht sich nicht zurück, sondern verschafft sich für kurze Zeit Platz im öffentlichen Raum. 40 Literatinnen und Literaten sowie bildende Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, je einen Satz mit einer begrenzten Länge zu verfassen. Die Veröffentlichung erfolgte auf einem mobilen LED-Display. Montiert auf einem Transporter wurden 40 Orte in der Steiermark angesteuert, in denen das wie ein üblicher Screen gerahmte TextBild nur einen Tag lang auftauchte, das heißt, die Tour dauerte 40 Tage. Vor der Sparkasse, dem Gemeindeamt, den Wegweisern zum Freibad, zum Roten Kreuz, zur Landes- bahn, vor Plakaten, die den Geiz als geil preisen, die Nicht-Österreicher demütigen oder die amtierende Regierung ohne Argumente preisen etc., wurde in das längst kommerzialisierte, auch noch so kleine, Ortsbild ein ungewohnter, jeweils ein fremder Text eingeschrieben. Er mag nicht immer auf den ersten Blick verständlich gewesen sein, konnte jedoch in allen Beispielen zeigen, dass die Welt auch noch aus anderen Texten und (Präsentations-)Bildern besteht als aus den permanent und penetrant in die Öffentlichkeit getrommelten.
Für einen oder mehrere Momente sollte dieses Bewusstsein vor der Folie des gewohnten Vor-Ort-Lesens geschaffen werden. Im künstlerischen Kontext war für beide Seiten, für die dem Wort als auch die der visuellen Form verpflichteten, eine Herausforderung eingeplant. Nicht alle bildenden Künstler/innen haben bisher mit Text(en) gearbeitet, nicht alle Schreibenden hatten Erfahrungen mit jenem ohne Entwicklung eines Textstücks formulierten kurzen Satz, dessen Ziel eine Stellungnahme zum Jahr 2009 (MMIX), also dem Hier und Jetzt, war. Die gegen die übliche Dichterlesung oder Ausstellung entwickelte Strategie erforderte in jedem Fall Prägnanz, die nach außen hin durch die Mobilität der „Botschaften“ – nicht die fix montierten, teuersten Reklameflächen einer Großstadt standen zur Verfügung – in dem Sinn verstärkt wurde, dass die Texte nach einem Zufallsprinzip zu einem nicht vorbereiteten Publikum gebracht wurden. Über das Internet konnten sowohl die Neugierigen „ihren“ Satz noch einmal in Erinnerung rufen, die Daheimgebliebenen sich einen gesamten Überblick verschaffen. Oder eine andere künstlerische „Baustelle“: Wenn schon Erinnerungskultur – obwohl ohnedies alles schon so lang vorbei ist – dann bitte ein Denkmal, mit oder ohne Schrecken, aber mit einer jährlichen Kranzspende.
Um diese politische Bequemlichkeit weiß Jochen Gerz seit Jahrzehnten Bescheid und entschied sich, nach Graz eingeladen, anstelle einer Erinnerungstafel eine Arbeit mit der Öffentlichkeit zu machen. Den Anfang machte eine Inschrift im inneren Bogen des Burgtors (um 1336 errichtet), die dem nationalsozialistischen Gauleiter und Landeshauptmann Sigfried Uiberreither „gewidmet“ ist: Ihn lässt Gerz Fragen an die Vorübergehenden stellen: Warum hast du geschwiegen?, Wer hat dich zum Komplizen gemacht?, Wer suchte nach mir? Etwas später, 2009 bis 2010, mobilisierte er in Medienpartnerschaft mit der größten steirischen Tageszeitung, der Kleinen Zeitung, Wissenschafter/innen, Leser/ innen und Politiker/innen, alltägliches Fotomaterial („Den SS-Mann mit erhobenem Arm kennen wir schon“) zu sammeln, zu kommentieren und auszuwählen. Alle Landtagsabgeordneten verfassten Texte zu den 48 Bildern in der Endauswahl. An 24 Orten in der Steiermark sollten die Bild/Text-Objekte auf gestellt werden: Vier obersteirische Gemeinden, von den Leser/innen zum Foto passend ausgewählt, verweigerten die Aufstellung ebenso wie die Wirtschaftskammer in Graz aus inhaltlichen, die Stadt Graz an einem Ort (Tummelplatz) aus technischen Gründen. Jochen Gerz hat den Meißel vergraben, er hat das für einen Bronzeguss vorgesehene Gipsmodell nicht begonnen, er führt lediglich Regie bei dieser Arbeit der Öffentlichkeit. Erinnern allein ist zu wenig: „Deshalb ist es so wichtig, dass jeder von uns in der Demokratie ein Autor der Demokratie ist, und die Kunst ist eigentlich nur der Versuch, den Motor anzuwerfen.“ (J.G.).
Mit einem deutlich veränderten und erweiterten Werkbegriff arbeiten auch die steirischen Künstler/innen in Novi Sad. Sie reizen mit unterschiedlichen Medien die Konfrontation der Kunst mit dem öffentlichen Raum aus. Gemeinsam ist den Projekten ein Vokabular, das dem öffentlichen Raum nicht als fremd, als ausschließlich der Kunst affin aufgedrängt wird, sondern als Botschaft im Alltagssystem erfasst werden kann. Ob die Objekte oder Interventionen sofort oder überhaupt als Kunst wahrgenommen werden, ist für die künstlerische Handlung zunächst nicht von Bedeutung. Entscheidend ist, dass es keine auf Dauer angelegte Kunstmöblierung der Straßen und Plätze gibt. Dadurch fallen auch automatisch die klassischen Stilkriterien wie figural oder abstrakt weg, Kriterien, die wir im Verlauf der Entwicklung seit den 1970er Jahren bei nicht wenigen Beispielen als Kunstmöblierung der verkehrsberuhigten Innenstädte zu klassifizieren gelernt haben. Drei Positionen setzen mit gutem Grund auf Plakate und thematisieren damit die Rolle der Fotografie. Die Dominanz der Bilder in den Straßen nimmt in einem Ausmaß überhand, dass wir bereits seit langem von einem entscheidenden ästhetischen Merkmal urbaner Räume und – unter anderem auch von diesem Aspekt aus – von der Bildgesellschaft sprechen können: im Gegensatz zum Anteil der Kunst. Und offensichtlich gehört es immer noch zu unseren Gewohnheiten, einen Trennungsstrich zu ziehen – auf der einen Seite das unaufhörliche Vordringen des Werbe-Großbildfotos, ergänzt durch Bildlogos aller Art, auf der anderen Seite die zaghaften und seltenen Versuche, das Bildmedium als künstlerisch konnotiertes in den öffentlichen Raum einzubringen.
Fedo Ertl veröffentlicht die Fotos von einem weiblichen und einem männlichen gleichgeschlechtlichen Paar, die Gruppe G.R.A.M. hat an Hand von Medienberichten, von Zeitungsfotos turbulente, gewalttätige Parlamentsszenen im Sitzungssaal des Grazer Gemeinderats nach- inszeniert während Oliver Ressler, der mit Bildern von Managern, von Polizisten und von Soldaten, in einem Knäuel übereinander geworfen, den Sturz der Mächtigen thematisiert. Innerhalb seines brisanten politischen Diskurses vertraut der Künstler erstmals auf das Bild statt auf das Wort. M. Gansberger verlagern Kunstwerke in den öffentlichen Raum. Durch die Verpackung in EU-genormte Schachteln und Paletten wird die Ware Kunst und ihr Wert thematisiert, wenn die mobile, jedoch nicht sichtbare Galerie an immer neuen Orten der Stadt auftaucht. Eine Irritation auf der Ebene der Bedeutung sind auch die von Eva Ursprung in der Donau ausgelegten Rettungsringe, die aufgrund der Montageform in konzentrischen Kreisen zu einer Schießscheibe mutieren und auf die Vergangenheit der Stadt Bezug nehmen. KLUB ZWEI & Maiz setzen im öffentlichen Raum auf Klebebänder gedruckte Sprache als Material und Instrument der politischen Intervention ein, Erwin Posarnig verteilt Stickers und lässt ein Transparent durch die Stadt wandern, die sich beide einem zentralen Thema der gegenwärtigen Zivilgesellschaft, der Sicherheit, widmen.
Mit der an Vorübergehende in Novi Sad gestellten Frage „Welcher Europäer/ welche Europäerin würden Sie gerne sein?“ setzt Maruša Sagadin, die in Slowenien geborene Künstlerin, auf ein partizipatives Konzept. Über die Mini-Performance, sich, ohne dass sie es sieht, den Namen der ausgesuchten Person auf einen Zettel schreiben und an die Stirn heften zu lassen und durch gezielte Fragen die Person zu erraten, werden Überlegungen zu europäischen Staaten bzw. zu einer exklusiven Europäischen Union angestellt. Ein Überschreiten der eingeübten Differenzschwelle zwischen Kunst und Alltagsästhetik inklusive alltäglicher Handlungen und standardisierter Angebote auf allen möglichen Ebenen – zuletzt in Form von Meinungsumfragen – wird mit Sicherheit im öffentlichen Raum wahrzunehmen sein. Freilich steht keine Agentur, kein kommerzielles Unternehmen hinter dieser zuletzt angesprochenen Aktion. Es handelt sich lediglich um den Versuch, eine durch Kunst initiierte Kommunikationsplattform in Kraft treten zu lassen, um wenigstens in Ansätzen ein Gleichgewicht zu den vervielfältigten und vorgekauten Botschaften herzustellen und dem öffentlichen Raum die Chance zu geben, seinem Prädikat gerecht zu werden. Gleichzeitig sind es Bemühungen, sich Stück für Stück den Rang eines Forums für geistreiche Denker/innen und grübelnde Fragensteller/innen zurückzuerobern und nicht nur eine Spielwiese der Global Player und des politischen Konkurrenzkampfes zu sein.