2021 – Hannes Zebedin

Werner-Fenz-Sipendium der Stadt Graz für Kunst im öffentlichen Raum startet mit

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Graz, Mühlgang am Rösselmühlpark 2022
Hannes Zebedin, Die Brücke
Graz, Mühlgang am Rösselmühlpark 2022
Hannes Zebedin, Die Brücke
Graz, Mühlgang am Rösselmühlpark 2022
Hannes Zebedin, Die Brücke
Graz, Mühlgang am Rösselmühlpark 2022
Hannes Zebedin, Die Brücke
Graz, Mühlgang am Rösselmühlpark 2022
Hannes Zebedin, Die Brücke
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„Die Brücke“ von Hannes Zebedin

Mit der skulpturalen Intervention „Die Brücke“ des 46-jährigen, in Sela na Krasu/Slowenien und Wien lebenden Künstlers geht das neu geschaffene, mit 15.000 Euro dotierte Werner-Fenz-Stipendium der Stadt Graz für Kunst im öffentlichen Raum in seine konkrete Umsetzungsphase. Die temporäre Installation, die am 20. September um 17 Uhr im Rahmen des steirischen herbst ’22 eröffnet wird, ist ein gekippter Wachturm, der liegend über dem Grazer Mühlgang – im Bereich Postgarage/Rösselmühleareal – als Brücke verwendet werden kann. Diese mit skulpturalen Mitteln realisierte Metapher erinnert nicht nur an eine vergleichbare Konstruktion, die während des Ungarischen Volksaufstands 1956 als Fluchtweg gedient hatte, sondern allgemein an die Bedeutung von kollektiver Selbstermächtigung in Anbetracht von Autokratisierungstendenzen. „ ,Die Brücke‘ verweist auf historische Befreiungsakte und stellt die Frage nach zivilgesellschaftlicher Handlungsfähigkeit in der Gegenwart“, sagt der Künstler Hannes Zebedin.

Die sechsköpfige internationale Jury- Ekaterina Degot1Es ist eine Ehre für den steirischen herbst, den ersten Gewinner des Werner-Fenz-Stipendiums der Stadt Graz für Kunst im öffentlichen Raum, in dessen Jury ich war, zu zeigen. In der Tradition von Fenz bringt das Werk von Hannes Zebedin Geschichte und Gegenwart, Kunst und Politik, soziale Verantwortung und Poesie zusammen. Als jemand, der ursprünglich aus Russland stammt, bewegt es mich auch, dass Zebedin über den Widerstand gegen Putin nachgedacht hat, und ich hoffe, dass dieser Vertrauensvorschuss nicht vergebens ist. Ekatarerina Degot, Statement in der Presseaussendung, op. cit., Intendantin steirischer herbst, Britta Peters, Künstlerische Leiterin Urbane Künste Ruhr und Kuratorin Skulptur Projekte Münster 2017, Katrina Petter, Leiterin Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich. Aleksandra Szymańska, Direktorin City Culture Institute in Gdańsk sowie das heimische Künstlerduo zweintopf – hatte sich einstimmig für das Konzept von Hannes Zebedin ausgesprochen: „Mit Souveränität integriert Zebedin Symbolik und Vermittlung in eine überzeugende skulpturale Setzung, die sich entlang des Grazer Mühlgangs in die Umgebung einfügen und gleichzeitig markant die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird.“ Die Arbeit stehe für die Forderung des Grazer Kunsthistorikers und Kurators Werner Fenz (1944-2016), wonach Kunst „für sich eine gesellschaftliche Verantwortung in Anspruch nimmt“ und Alternativen in der Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums aufzeigen solle.

Der in Lienz geborene Künstler leitet seine temporäre Intervention von einem zeitgeschichtlichen Ereignis aus dem Jahr 1956 ab. Als beim ungarischen Volksaufstand rund 200.000 Menschen nach Österreich flüchteten, nutzten 70.000 von ihnen die Brücke von Andau. Am 21.November 1956 wurde diese Brücke von ungarischen Soldaten gesprengt, worauf Flüchtende einen Wachturm an der Grenze zu Fall brachten und damit eine neue Brücke über den Einserkanal errichteten: Flucht war wieder möglich. Aus Anlass des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine hat Hannes Zebedin sein ursprüngliches Konzept erweitert: In der Kabine des gestürzten Turms wird die zweite Ausgabe von „Novice iz Gozda“ („Neuigkeiten aus dem Wald“) präsentiert. Dieses Zeitungsprojekt ist eine Hommage an die im Zweiten Weltkrieg illegale slowenische Partisanenzeitung „Partizanski Dnevnik“, deren Druckerei heute noch versteckt im Wald existiert. Die aktuelle Ausgabe des Mediums bezieht sich auf den Ukrainekrieg, konkret auf potentielle russischer Widerstandsformen. Aktivist:innen aus Russland beleuchten in anonymen Artikeln (un)mögliche Strategien gegen die vorherrschende Diktatur. Gibt es Auswege aus einem menschenverachtenden, tyrannischen Regime?

Hannes Zebedin wurde 1976 in Lienz geboren, lebt in Sela na Krasu (Slowenien) und Wien. Er studierte von 1998 bis 2004 Volkswirtschaft und Politikwissenschaft an der Universität Wien, von 2003 bis 2008 Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien (Prof. Monica Bonvici). Der Bildhauer beschäftigt sich intensiv mit der Alpen-Adria-Region, mit dem er auch biografisch verbunden ist. In seinen Arbeiten analysiert er die Auswirkungen geopolitischer Strukturen auf die Landschaft und übersetzt seine politisch ambitionierte Kritik in Assemblagen aus unterschiedlichen bildhauerischen Versatzstücken.

Auszug aus der Presseaussendung des  Kulturamtes der Stadt Graz, September 2022
ABBILDUNGen: © Bildrecht und der Künstler, Kulturamt der Stadt Graz,
Archiv Fenz-Kortschak
Fotos: Lena Prehal, Ulrike Fenz-Kortschak

References
1 Es ist eine Ehre für den steirischen herbst, den ersten Gewinner des Werner-Fenz-Stipendiums der Stadt Graz für Kunst im öffentlichen Raum, in dessen Jury ich war, zu zeigen. In der Tradition von Fenz bringt das Werk von Hannes Zebedin Geschichte und Gegenwart, Kunst und Politik, soziale Verantwortung und Poesie zusammen. Als jemand, der ursprünglich aus Russland stammt, bewegt es mich auch, dass Zebedin über den Widerstand gegen Putin nachgedacht hat, und ich hoffe, dass dieser Vertrauensvorschuss nicht vergebens ist. Ekatarerina Degot, Statement in der Presseaussendung, op. cit.